Für eine Bedarfsanalyse in den Gemeinden kooperiert die Johanniter-Jugendarbeit im aktuellen Wintersemester mit der Fakultät Angewandte Sozialwissenschaften der FH Erfurt. In der vergangenen Woche präsentierten die Studierenden die Ergebnisse ihrer Befragungen. Professorin Ulrike Igel und Abteilungsleiter Jens Hartmann ziehen eine positive Bilanz.
„Was bewegt Kinder und Jugendliche im Wartburgkreis?“ – Mit dieser Leitfrage gingen die Studierenden im November des vergangenen Jahres in sechste bis achte Klassen der Regelschulen in Behringen, Berka/Werra, Marksuhl und Treffurt.
Positiv in der Bilanz: Die meisten Jugendlichen fühlen sich in ihren Heimatdörfern wohl und wissen die naturnahe Umgebung zu schätzen – auch wenn es Ältere häufiger nach Eisenach zieht. Aber natürlich gab es auch – teils bekannte – Kritik: Jenseits der Schulbusverkehrs ist es schwierig für junge Menschen, an zentralen Angeboten teilzunehmen. Selbst AG-Angebote an den Schulen können die Kinder aus ihrer Sicht teilweise nicht wahrnehmen, weil sie später nicht mehr nach Hause kommen. So wird auch der Besuch im Jugendzentrum ohne „Taxi Mama“ mitunter schwierig – obwohl ihnen gerade solche Freizeittreffs eigentlich wichtig sind. Darüber hinaus fehlen ihnen aber auch einladende Plätze im Öffentlichen Raum, an denen sie willkommen sind, um sich mit Freunden zu treffen, oder an denen sie sich spontan und ohne Vereinsbindung sportlich betätigen können. Auch in Jugendzentren wünschen sie sich neben Internet, Gesellschaftsspielen und Partys mehr Sportangebote.
„Für uns ist der frische Blick von außen sehr hilfreich. So verhindern wir, betriebsblind zu werden“, freut sich Jens Hartmann, Leiter der Jugendhilfe bei den Johannitern in Westthüringen. „Und auch die Schulleitungen sind sehr interessiert an den Ergebnissen.“ Ulrike Igel, Professorin für Soziale Arbeit im Sozialraum an der FH Erfurt betont: „Für die Studierenden ist es wertvoll, dass ihre Arbeit nicht nur eine akademische Übung ist, sondern echte Relevanz für die Praxis hat.“
Im Studium lernen die angehenden Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter, durch systematische Befragungen und Beobachtungen, die Lage in einem Gebiet zu erfassen. Ziel für die spätere Arbeitspraxis ist, Möglichkeiten und Probleme zu erkennen, um diese dann gezielt zu nutzen bzw. bearbeiten zu können. Dafür arbeitet die Hochschule schon länger mit Partnern in Erfurt zusammen. Neu ist die Kooperation in den relativ weit entfernten und ländlich geprägten Wartburgkreis hinein.
„Mir ist es wichtig, die Jugendarbeit als spannendes, abwechslungsreiches Arbeitsfeld bei den Studierenden bekannter zu machen“, erklärt Hartmann seine Beweggründe für die Zusammenarbeit. „Auch für uns ist der Fachkräftemangel ein riesiges Problem.“ Darüber hinaus helfen die Erkenntnisse der Studierenden, sicherzustellen, dass die Angebote der Jugendarbeit den Bedarf treffen.
So war die Zusammenarbeit so für beide Seiten ein Gewinn. „Es gab ein paar Sachen, die wir beim nächsten Mal besser organisieren können. Aber insgesamt waren die Studierenden sehr begeistert und haben eine Menge gelernt“, beschließt Igel. Darin, dass es ein nächstes Mal geben wird, sind sich beide Seiten schon einig.
Jugendbeteiligung hat für uns in der Johanniter-Jugendarbeit einen ganz hohen Stellenwert. Hast du auch Ideen und Wünsche? Lass es uns gerne wissen!